3. EcoTrail Paris
Torsten Hentsch | 1. Mai 2010Ergebnis 3. EcoTrail de Paris
Name | Datum | Veranstaltung | Strecke | Zeit | Platz ges. | Platz AK | Teiln. ges. | Teiln. AK | AK |
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Torsten Hentsch | 20.03.2010 | 3. EcoTrail Paris | 80 km | 9:09:11 | 187 | 62 | 1290 | 500 | M45 |
Im Winter nahm ich mir vor, einen weiteren großen Trail zu unternehmen. Damit wollte ich die Qualifikation zum Ultra-Trail du Mont-Blanc schaffen. Es sollte der EcoTrail de Paris sein. Mit den zwei Punkte vom Thüringen Ultra (100 km) würde ich mein Konto auf mindestens vier Punkte bringen. In den Wochen vor dem Trail bereitete ich mich intensiv auf die Herausforderung vor. Dabei nutzte ich einen Trainingsplan des DUV für einen 100 km Lauf unter 11 Stunden. Meistens lief ich etwas schneller, dafür aber nicht ganz die Trainigsumfänge wie angegeben. Insgesamt war ich aber recht zufrieden mit meinem Voranschreiten des Trainingszustands. Hinderlich war der strenge Winter mit dem vielen Schnee. Mir blieben wenige vom Schnee geräumte Strecken wie z.B. das Mühltal bei Eisenberg.
Als Trainingsmarathon nutzte ich den Untertage-Marathon in Merkers. dort konnte ich nach dem kalten und vor allem schneereichen Winter endlich in kurzer Wettkampfkleidung und ohne Gefahr des Rutschens laufen. Der Marathon erwies sich mit seinen 13 Runden als recht anspruchsvoll. Insgesamt mussten ca. 700 Höhenmeter überwunden werden. Mit meiner Zeit und Platzierung war ich dort aber hoch zufrieden. Der Test gelang komplett. Ich hoffte, dass dies ein guter Einstand für Paris sein würde.Am 19. März fuhren meine Frau Anne und ich ganz zeitig gen Westen. Wir kamen auf der Autobahn zügig voran und konnten endlich die Frühlingsluft in Frankreich genießen. Die Vegetation war der unsrigen um ca. zwei Wochen voraus. Die Roßkastanien schlugen bereits aus. Ca. um 14 Uhr waren wir im Hotel. Wir hatten uns ein kleines Hotel unweit des Starts in St Quentin-en-Yvelines ausgewählt. Nach einer kleinen Erholung führen wir mit dem Vorortzug nach Paris rein. Der Startort ist sehr gut ausgewählt wurden. Man kann direkt mit dem Zug bis zum Eiffelturm fahren. Die Fahrt dauerte nur ca. 40 Minuten. Da kann man getrost sein Auto stehen lassen, was in Paris dringend angeraten ist. Die Startunterlagen holten wir direkt unter dem Eiffelturm in einem Zelt ab. Ich hatte erwartet, dass ich alle Ausrüstungsgegenstände vorzeigen müsste. Dazu gehörten: Ausweis, Jacke, lange Hose, Mütze, Rettungsdecke, zwei Liter Trinkreserve, Verpflegung, Rettungsdecke, elastische selbstklebende Binde, Reflektorarmband, zwei Stirnlampen, Trinkbecher und eine Trillerpfeife. Wie ich feststellte, musste ich aber nur meinen Ausweis vorweisen. Ich erhielt dort meine Startnummer und einen Chip zur Zeitname. Als Geschenk bekam jeder Teilnehmer einen kleinen Abfallbeutel zur Befestigung am Gürtel und eine sehr praktische Schuhtasche vom Hauptsponsor Mizuno. Der gesamte Lauf stand unter dem Umweltgedanken (Eco = Öko). Deshalb sollte es an den Verpflegungsstellen keine Einwegtrinkbecher geben. Aus diesem Grund musste jeder ein Becher mitführen. Nach dem Prozedere im Zelt wollten wir natürlich noch den Eiffelturm besteigen. Die Schlange vor dem Aufzug erschien uns als viel zu lang. Deshalb stellen wir uns bei den Treppen an. Nach ca. 30 Minuten konnten wir hoch.
Von oben hatten wir einen grandiosen Blick über Paris. Nach dem Abstieg verließen wir relativ schnell das Zentrum von Paris da es begann zu regnen. In einem tollen Grillrestaurant in der Nähe des Hotels füllten wir unsere Mägen und ich meine Energiespeicher.
Der Regen sollte erst am nächsten Morgen aufhören. Na das versprach ja eine ordentliche Matschpartie zu werden. Am Morgen hatte ich genügend Zeit, da der Start erst für 12:30 Uhr angesetzt war. Nach dem ausgiebigen Frühstück im Hotel besahen wir uns als erstes den Weg zum Start.
Anne prägte sich den Weg gut ein, damit sie wieder zum Hotel und zum Zug zurück fand. Sie wollte sich den Tag in Paris mit Straßenbummel und Museumsbesichtigungen vertreiben. Im Hotel bereitete ich meine mehr als sieben Sachen vor. Gut ausgerüstet begaben wir uns zum Startgelände. Der Start befand sich an einem See mit Strand. Deshalb war das Strandgelände mit einer Schranke abgeschlossen. Der freundliche Wärter guckte kurz auf unser Nummernschild und wunderte sich lautstark, dass es freiwillig jemand aus Deutschland aufnahm nach Paris zum 80 km Lauf zu kommen. Auf dem Gelände war schon reges Treiben. Die meisten Läufer kamen mit dem Zug an. Der Organisator hatte Busse gebucht, die sie vom Bahnhof zum Start brachten. Der Lauf beinhaltete ebenfalls noch einen 50 km-Lauf und eine Paarlauf über 18 Kilometer, den man gemeinsam laufen musste. Diese Läufe starteten allerdings zeitiger, so dass wir mit diesen Sportlern gar nicht in Kontakt kamen. Der Start für die 50 Kilometer lag idyllisch im Park von Versailles. Der Paarlauf begann unweit der Seine. Beide endeten unterhalb vom Eiffelturm.
Auf dem Startgelände bestand die Möglichkeit seine Trinkblase mit Wasser zu füllen. Ebenso wurde Kaffee und Kuchen angeboten. Der Startbereich war vom Gelände abgetrennt. Erst 15 Minuten vor dem Start konnte dieser Bereich über eine Matte zur elektronischen Erfassung der Läufer betreten werden. Kurz vorher wurde nochmal die Streckenführung und einige Informationen natürlich auf französisch mitgeteilt. Ich verstand nur Bahnhof. War aber auch nicht schlimm.
Mir viel auf, dass die französischen Mitstreiter trotz der relativ warmen Temperaturen von ca. 12°C warm angezogen waren. Ich wollte in kurzen Sachen die Strecke meistern. Die Franzosen haben doch wohl ein anderes Wärmebedürfnis als die unterkühlten Deutschen oder wollten sie die Strecke sehr ruhig angehen? Leichte Zeifel kamen mir aber doch ob ich richtig gekleidet war. Da es im Feld einen blinden Läufer gab, hatte der Organisator beschlossen, diesen zusammen mit seinem Guide kurz vor dem Feld zu starten. Das Feld hatte dies aber nicht richtig erkannt und wollte schon zusammen mit dem blinden Läufer starten. So mussten einigen Hundert Läufer wieder zurück hinter die Startlinie. Dann endlich ging es los. Nach dem Start machte die Strecke einen großen ca. zwei Kilometer langen Bogen um wieder am Startgelände vorbei zu kommen. Dort feuerte mich Anne an und wünschte mir für die restlichen 78 Kilometer viel Glück.
Auf der ganzen Strecke waren nur vier Verpflegungen eingerichtet wurden. Die erste sollte bei Kilometer 21 sein. Bis dorthin wollte ich absolut frisch bleiben. Ich hatte genau die richtige Kleidung gewählt. Der Regen in der Nacht vorher hatte die Luft sehr feucht gemacht. Bei 90 % relative Luftfeuchtigkeit kamen mir die Temperaturen etwas wärmer vor. Die Sonne, die später auch noch raus kam, machte es noch etwas wärmer. Die Streckenbeschreibung sprach von vielen kurzen giftigen Anstiegen. Auf den ersten zwanzig Kilometer gab es aber nur zwei bis drei davon. Soo schlimm ist es doch gar nicht, dachte ich mir. Die schlammigen Wege führten reich verschlungen an Seen entlang. Dabei waren sie zwar anspruchsvoll aber auch abwechslungsreich. So kam die erste Verpflegung recht schnell näher. Die Verpflegungen war alle anderen auch sehr reichlich bestückt. Für Frankreich ist dies wohl sehr typisch, wie ich in anderen Berichten erfuhr. Es gab alle möglichen Getränke (ohne Becher) incl. Kaffee, Käse, Salamie, Kekse, Käsecräcker, Obst, Salz und auch Flaschen mit Wasser zum Auffüllen der Trinkblasen. Für mich war es mein erster Wettkampf mit Rucksack. Ich hatte mir einen kleinen Rucksack mit 15 l Volumen und einer 2 l Trinkblase ausgewählt. Er leistete mir gute Dienste. Er saß sehr fest am Rücken. An der ersten Verpflegung füllte ich die Trinkblase komplett. Die nächste Verpflegung sollte erst am Kilometer 53 kommen. Jetzt ging es aber knüppelart weiter. Steile giftige Aufstiege mit anschließenden schlammigen Abstiegen machte das Laufen schwerer und kosteten Kraft. Ich bemerkte, dass ich von meinen vorgenommen Tempo von 6 Minuten und 30 Sekunden streckenweise nach oben abwich. Die Strecke erwies sich schwerer als der Rennsteiglauf. Ich genoss es trotzdem und konzentrierte mich auf das was man unterwegs zu sehen bekam. Der Wald bestand vornehmlich aus Eichen und Esskastanien. Viele Kirschlorbeersträucher wuchsen als Unterholz. Mein Kirschlorbeerstrauch im Garten bei mir zu Hause war dieses Jahr wieder stark zurückgefroren.
Unterwegs kam ich mit einigen wenigen Franzosen die Englisch sprachen ins Gespräch. Ein etwas jüngerer Vater führte stolz die Fahne von seinen Kindern am Rucksack über die Strecke. Die Fahne trugt die Namen der beiden Kinder – „Theo und Louise“. Ich traf ihn nocht recht oft auf der Strecke. Intern hatte ich ihm den Namen „Theo“ gegeben. „Theo“ bewarte mich auch vor einem Verlaufen, als er mich kurze Zeit später auf den rechte Pfad verwies. Man musste doch recht Acht geben, dass man einen Abzweig nicht verfehlte. Der Trail führte fast ausschließlich durch Wälder oder an Seen entlang. Immer wieder musste man die Richtung wechseln und aufpassen den Weg nicht zu verlieren. So viel Natur kann man, fast im Zentrum von Paris, kaum erwarten. Am Kilometer 46 war eine Zwischenzeitname eingerichtet. Von dort konnte man den Eiffelturm schon zum Greifen nah sehen. Wir sollten also noch viele Kurven und Schleifen laufen da wir ja noch 34 Kilometer vor uns hatten. An der Kontrollstelle musste von den Läufern auch das Reflektionsarmband umgetan werden. Es war für uns zwar noch hell. Für die später eintreffenden Läufer war es aber mit Sicherheit schon dunkel. Dies war auch recht sinnvoll, da wir hin und wieder durch Vororte kamen wo wir den Straßenverkehr kreuzten. Insgesamt waren aber an allen Kreuzungen genügend Helfer eingesetzt, die uns sicher über die Straße halfen.
So langsam wurde es dunkel. Meine Kräfte waren noch recht gut für das ständige Auf und Ab. Ich konnte mit den anderen und auch mit „Theo“ gut mithalten. Im Dunkel war es jetzt unbedingt nötig, dass wir unsere Stirnlampen einsetzten. An den vielen Weggabelungen und -kreuzungen musste man sich ständig orientieren. Die Helfer hatten an jede Abbiegung Flatterbänder mit Reflektoren befestigt. Diese leuchteten im Dunkeln, wenn man sie anstrahlte. Die Verpflegungsstellen bei Kilometer 63 und 70 kam schnell. An jeder sendet ich Anne eine kurze SMS wo ich war. So konnte sie in etwa abschätzen wann ich ankommen würde. So hatte sie noch Zeit unter anderem am Luovre vorbei zu gucken.
Nach der letzten Verpflegung sollte es nur noch durch die Stadt am Ufer der Sein entlang gehen. Kaum in der Stadt richtig angekommen, setzte sinnflutartiger Regen ein. Es schien, als würde der Fluss kochen, so prasselte der Regen auf das Wasser. Einen Vorteil hatten die überfluteten Wege und Straßen in Paris, meine Schuh wurden komplett vom Schlamm der Wälder befreit. Trotz Regen konnte unsere kleine Gruppe jetzt wieder einen 10er Schnitt aufnehmen. Die Eifelturm rückte näher. Immer an der Seine und über ein paar Brücken ging jetzt der Weg. Wenige Kilometer vor dem Ziel berichtete mir „Theo“ noch, dass er heute seinen 40. Geburtstag feiert. Ich gratulierte ihm und wir freuten uns gemeinsam, dass wir es bald geschafft hatten. Die Strecke führte nun direkt zum Turm. Wir mussten aber erst durch das Zelt, in welchem wir am Vortag die Startunterlagen abgeholten hatten, hindurch. Wir wurden dort jubelnd empfangen. Wieder draußen, galt es die gut 300 Stufen zur ersten Etage des Turms zu besteigen. Am Fuße drückte man uns eine Fahrkarte für den Fahrstuhl in die Hand, damit wir wieder runter kommen konnten. Voller Euphorie flog ich, immer zwei Stufen nehmend, den Turm hinauf. Oben war eine kleine Zielgasse aufgebaut. Einige Zuschauer, daneben auch meine liebe Anne, harten im Regen aus und empfingen uns jubelnd. Meine Uhr blieb bei 9 Stunden und 9 Minuten stehen. Eigentlich wollte ich um die 8 Stunden und 40 Minuten laufen. Das harte Profil und der schwierige Untergrund ließ es aber nicht zu, dass ich schneller laufen konnte. Ich war glücklich im Ziel zu sein. Noch im Zielbereich bekamen wir das Finisher-Shirt und Getränke. Ich schnappte mir ein kleines Bier und stellte mich am Fahrstuhl an. Leider gab dieser unmittelbar vor mir den Geist auf. Also wieder zu Fuß runter. Meine Beine schmerzten. Aber vielleicht wirkte es ja wie ein Auslaufen lockernd auf meine Beinmuskulatur.
Im Zelt unter dem Eiffelturm war ein Buffet aufgebaut mit vielen Köstlichkeiten. So richtig hatte ich aber keinen Hunger, so dass ich mich mit einem Stück Kuchen begnügte. Unsere Wechselsachen warteten ca. 500 m vom Ziel entfernt in einem Gymnasium. Dort konnte man auch mit heißem Wasser seinen Schlamm vom Körper waschen. Anschließend fuhren wir mit dem Vorortzug wieder zurück ins Hotel. In St Quentin-en-Yvelines regnete es immer noch junge Hunde.
Am nächsten Morgen führen wir wieder zurück nach Deutschland. Ein erlebnisreiches Wochenende ging zu Ende. Eine nochmalige Teilnahme könnte ich mir gut vorstellen. Dann wollen wir aber ein paar Tage länger in Paris verbringen. Natur und Sightseeing lässt sich hier gut verbinden.Den meisten Muskelkater hatte ich übrigens in den Schultern. Der Rucksack hatte doch seinen Tribut gefordert, Beim Lauf hatte ich dies gar nicht bemerkt. Im Internet konnte ich dann meine Plazierung einsehen. Mit meinen 187. Platz war ich hoch zufrieden. 19 % Prozent der Läufer waren gar nicht im Ziel angekommen. Da wusste ich dass es wirklich für mich nicht möglich war schneller zu laufen.
Leider musste ich auf feststellen, dass die Organisatoren des Ultra-Trail du Mont-Blanc die Kriterien für die Teilnahme verschärft hatten. Jetzt waren fünf Punkte die man in zwei Läufen erreichen muss nötig. Da blieb es mir nur mich für einen weiteren Höhepunkt des Jahres zum Mountainman in der Schweiz anzumelden. Dort sollen dann die fehlenden drei Punkte gesammelt werden. Danach muss ich dann auf das Losglück hoffen, dass ich 2011 am Ultra-Trail du Mont-Blanc teilnehmen kann.